Figurinen

Immer wieder ist uns aufgefallen, welch große Faszination eine gut gemachte Figurine auf die Besucher einer Ausstellung ausübt. Erfolgreiche Ausstellungen, wie Madame Tusseauds Wachsfigurenkabinett, beweisen dies.

Der Figurinenbau ist eine der Königsdisziplinen plastischer Darstellungen.

Es gibt nur zwei Wege der Figu-rinenpräsentation im musealen Bereich: Entweder werden einzelne Szenen, Situationen oder Kleidungsstücke etc. mit silhou-ettenhaften, stark reduzierten Figurinen, die monochrom und schlicht gehalten sind, präsentiert oder die Figurine wird lebensecht dargestellt.

Der Disziplin, lebensechte Figurinen zu bauen, haben wir in den letzten Jahren vermehrt unsere Aufmerksamkeit gewidmet.

Figurinen müssen lebendig wirken, nicht statisch. Sie sollen Emotionen zeigen, faszinieren und ein Stück Realität vorspiegeln.

Entsprechend dem technischen Fortschritt in diesem Bereich verwendet man für Figurinen heute kein Wachs mehr. Sie werden aus lebensmittel-echtem Silikon gefertigt. Die Augen kommen von einer deutschen Glas-hütte, die sich der Augenprothetik verschrieben hat, der Körper wird aus einem Glasfaserkunststoff erzeugt. Die Haare werden in die Haut einzeln eingestochen und geben so den Eindruck eines echten Haarwuchses.

Bei historischen und bedenklichen Textilien, die eines besonderen Schutzes bedürfen, wird der Korpus zusätzlich mit nicht diffundierendem, lebensmittelechtem Lack versiegelt. Damit wird dem konservatorischen Gedanken Rechnung getragen.

Aber nicht nur die Figurine eines Homo sapiens sapiens ist eine Herausfor-derung, auch die Rekonstruktion eines Neandertalers in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern ist spannend. Denn hier ist es notwendig, anhand von Bildmaterial und Rekonstruktionen die Figurine nachzumodellieren.

Making of & Referenzen

Berührt man die Haut der Figurine, so wirkt sie aufgrund des Silikons unglaublich echt und beinahe unheimlich. Die Haare auf der Haut unterstreichen diesen Eindruck.

Arbeit

Ein Konglomerat von verschiedenen Arbeitstechniken, wie das Körperabformen, Modellieren mit technischem Ton, Texturen-modellagen und Maskenbildnerei, werden hier genauso verwendet wie auch angewandte Anatomie.

Abformen des Gesichts

Verfeinern der Modellform

Abnehmen des Silikons

Das Gesicht

Fertigstellen der Behaarung

Referenzprojekte

Ötzi im Eis

Ötzi grüßt Golling, Golling

Eine Nachbildung der Ötzi-Mumie wurde in „Eis“ (Kunstharze) eingebettet, um die Dramaturgie seiner letzten Lebensstunden bzw. den Moment des Auffindens nachzustellen.

Ritter Rüdiger

Europäisches Burgenmuseum Ehrenberg, Reutte

Ritter Rüdiger wurde als Comicfigur aus robustem GFK-Kunststoff hergestellt, um so für Kinder berührbar zu sein.

Neandertaler in der Höhle

Burg Golling, Golling

Zwei Neandertaler bedrohen einen schlafenden Bären in einer Höhle bei der Sonderausstellung „Von Höhlenbären und Neandertalern“